Wenn du mit deiner derzeitigen Beziehung nicht zufrieden bist – dann ist dieser Beitrag für dich. Er zeigt auf, was beide Parteien beitragen, um die Beziehungsatmosphäre zu vergiften und woran die meisten Paarbeziehungen im Kern scheitern. Der Artikel ist ein Abschnitt aus einem Buchentwurf und deshalb entgegen meiner sonstigen Du-Anrede in der Sie-Form geschrieben.

Wusstest du schon?  lichtfinder.com für Lebensfreude und Kraft in schwierigen Zeiten und brückenfinder.de für Beziehungsbrücken gehören zusammen. 

Woran die meisten Paare scheitern

Er: Meine Frau hört mir nie richtig zu. Immer ist bloß wichtig, dass ich funktioniere, mache, tue. Sie sieht gar nicht, dass ich mich für die Familie jeden Tag abrackere, um genug Geld für die Wünsche aller anderen zu verdienen. Stattdessen regt sie sich auf, dass ich mich nicht auch noch im Haushalt beteilige. Ich möchte oft nur noch meine Ruhe und zu Hause nicht auch noch angestritten werden. Dabei ist es in der Firma mit dem Chef und den Kunden schon schwierig genug. Andere Männer helfen abends sogar ihren Kindern bei den Hausaufgaben, sagt sie. Sie sieht immer nur, was alles fehlt und schief läuft. Im Bett ist bei uns schon lange Funkstille. Wir haben uns das irgendwann scheinbar abgewöhnt. Obwohl…, ich hätte ja schon manchmal Lust. Aber sie dreht mir einfach den Rücken zu und schaltet das Licht aus. Da ist wie eine Wand zwischen uns.

Sie: Mein Mann versteht mich einfach nicht, er macht einfach sein Ding, verbringt Zeit mit seinen Kumpels, geht zum Sport, geht selbstverständlich davon aus, dass fürs Wochenende eingekauft ist und dass ich das Geschenk für seine Mutter besorgt habe. Wenn es mir mal nicht gut geht, weiß er nicht, wie er damit umgehen soll und macht sich noch rarer. Wir reden fast nichts mehr miteinander und wenn, dann geht es nur um Dinge, die erledigt werden müssen. Wir streiten uns irgendwie nur noch oder leben schweigend nebeneinander her. Ich weiß nicht, ob da überhaupt noch Liebe da ist. Er regt mich oft nur noch auf und oft bin ich direkt froh, wenn er nicht da ist. Wenn er dann beim Schlafengehen manchmal Annäherungsversuche macht, bin ich so frustriert vom ganzen Alltag, dass ich mir denke, ach, dafür wäre ich jetzt wieder recht! Jetzt brauchst du auch nicht daher kommen…

Versteckte Beschwerdeliste

Wenn ich mich mit Klienten unterhalte, die in einer unglücklichen Partnerschaft leben, dann kommt recht schnell heraus, was eigentlich hinter den Problemen steckt:

  • Keine Zeit mehr für Zweisamkeit
  • Keine Geschenke, Aufmerksamkeiten
  • Kein sich gegenseitig Helfen und Unterstützen
  • Keine guten Worte füreinander
  • Kein Lob für getane Arbeit
  • Keine Komplimente, einfach so
  • Keine zärtlichen Gesten und Berührungen im Alltag
  • Kein Sich-in-die-Augen-Schauen mehr
  • Keine Nähe mehr, oft äußerlich und fast immer innerlich
  • Unterschiedliche Urlaubswunschziele
  • Unterschiedliche Wünsche zur Freizeitgestaltung
  • Unterschiedliche Interessen
  • Mangelnde Aussprache über Dinge, die einen wirklich bewegen, über Gefühle, Gedanken, Bedürfnisse
  • Konflikte werden ausgetragen über Vorwürfe und Anschuldigungen, Beleidigungen, Schuldzuweisungen
  • Zweifel an der Liebe des Partners, Zweifel an der Treue

(Anmerkung: KEINE….mehr wäre der worst case..., vielleicht ist es KAUM mehr oder IMMER WENIGER.. Sicher ist: Je früher man erkennt und gegensteuert, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Beziehung gerettet werden kann!)

Ja ist es denn ein Wunder, wenn so viele Partnerschaften und Ehen auseinander gehen? Wie soll denn da neue Liebe aufkommen?

Wo bleiben die schönen Gefühle, nach denen sich eigentlich alle sehnen würden? Vergiftet, verschmutzt mit Vorwürfen und Frust, Lautwerden, Schweigen und Sticheleien.

Im Grunde sehnen sich alle nach Liebe. Viele gucken sich mehr oder weniger heimlich schon nach einem anderen, neuen Partner um, in der Hoffnung, dass sich dann die große Liebe erfüllen möge. Nach dem Motto: Beim nächsten Mann wird alles besser (oder bei der nächsten Frau).

Doch mal ehrlich, solange sich an obiger Liste nichts Grundlegendes ändert, wird auch die neue Verbindung nach kurzer Verliebtheitsphase ähnliche Schwierigkeiten aufzeigen. Und zu erkennen ist:

Wir nehmen uns immer selbst mit, mit unseren Mustern und Prägungen im Denken und im Verhalten.

Anderen gegenüber strengen wir uns an

Ein bedenkenswertes Phänomen ist, dass andere Menschen, die einem nicht so nahe stehen wie der eigene Partner, um ein Vielfaches freundlicher, zuvorkommender, höflicher behandelt werden. Niemals würde man die Kollegin oder den Sportsfreund so scharf anreden wie den eigenen Partner.

Da wird zugehört, da wird demjenigen Zeit gegeben, da ist man tolerant und lächelt nachsichtig, wenn ein Fehler passiert ist. „Ach, kein Thema – kein Problem. Alles gut“, ist nach außen hin die Devise. Anderen gegenüber – und oft sind es wildfremde Menschen – präsentieren wir uns von unserer besten Seite. Zu Hause jedoch benehmen sich manche wie „die Axt im Walde“ oder lassen sich gehen, sind unhöflich und muffelig.

„Ja, aber, ich muss mich doch schon den ganzen Tag verstellen und gespielt freundlich und höflich sein?!“, ist darauf vielleicht die Antwort. „Zu Hause will ich endlich ich selbst sein dürfen!“

Ah ja? Also sind Sie in Wirklichkeit einfach so ein alter Griesgram, so ein keifender Hausdrache? Natürlich, ja, dieses Recht sei Ihnen zugestanden, seien Sie ganz Sie selbst… 😉 Doch wundern Sie sich bitte nicht, wenn der/die andere es irgendwann nicht mehr mit Ihnen aushält. Denn – sehen Sie sich bitte obige Liste nochmal mit etwas Abstand an:

Würden Sie denn Lust haben, dauerhaft in so einer Partnerschaft zu leben? Gefühlskalt, jeder funktioniert nur noch vor sich hin, ohne Zärtlichkeiten oder nur pflichtgemäßen Routine-Sex, ohne echten Austausch und WIR-Gefühl?

Wenn ja, bitteschön, seien Sie zu Hause weiterhin „ganz Sie Selbst“. Vielleicht ist es aber auch nur ein frustrierter, erschöpfter Teil von Ihnen, der sich zu Hause bisher so negativ dargestellt hat. Sie haben offensichtlich auch noch andere Facetten in Ihrem Charakter, sonst könnten Sie zu Ihren Kunden und Ihrem Chef oder zur Bäckereiverkäuferin nicht so ausgewählt freundlich und höflich sein. Es scheint also eine Frage des Wollens zu sein. Was die Frage aufwirft: Ja wollen Sie denn nicht zu Ihrer Frau/zu Ihrem Mann freundlich und höflich und zuvorkommend sein?…. Ah, Sie wollen sich da nicht mehr anstrengen müssen… mhm. Sehen Sie denn keinen Sinn mehr darin, es zu Hause noch weiter so wie im Leben draußen zu machen? Sind es Ihnen denn Ihre Lieben zu Hause nicht wert? Sehen Sie also immer noch keinen Grund, weshalb Sie Sich zu Hause auch noch „zusammenreißen“ sollten? Weshalb Sie Ihrer Frau/Ihrem Mann nicht abendlich den Schlabberlook zumuten sollten, die unrasierten Beine, den morgendlichen Mundgeruch und ungeniert sich zu benehmen, als wären Sie alleine?

Wenn einer nicht mehr kann

Doch so kommen wir nicht weiter, stimmt’s? Wenn ich Ihnen hier auch noch rotzig Vorwürfe mache und Sie eh schon nicht mehr können. Denn wenn Sie könnten würden Sie anders tun, richtig?

Zusammenreißen ist kein gutes Wort. Ich merke, dass Sie erschöpft sind, regenerieren müssten. Dass Sie etwas dringend brauchen und es leider nicht bekommen. Dass Sie sich selbst und einem guten Leben im Weg stehen.

Wahr ist der Spruch: Wer nichts hat, kann auch nichts geben. 

Sie dürfen anfangen, für sich selbst gut zu sorgen, denn erst dann ist das folgende Gedankenexperiment auch möglich.

Räumen Sie auf mit hinderlichen Glaubenssätzen in Ihrem Kopf. Holen Sie sich die Kontrolle über Ihr Leben zurück und nehmen Sie Ihre Bedürfnisse wichtig. Ansonsten riskieren Sie früher oder später einen Beziehungsabbruch oder einer von Ihnen wird krank wegen der täglichen Großportion schlechter Gefühle in Ihrer Familie.

Wenn Sie genügend gut für sich sorgen, dann können Sie auch wieder gute Energie in Ihre Beziehungen einbringen.

Gedankenexperiment

Inszenieren wir doch eine neue Zukunft. Eine hübsche, junge Geliebte, ein knackiger, junger Geliebter folgt dem ausgedienten Ehepartner.

Wie sieht die Liebesgeschichte nach 6 Monaten aus, nach 3 Jahren? Ihr wohnt zusammen, der Alltag ist eingekehrt, Pflichten stehen an, es gibt unterschiedliche Interessen und Wünsche, weil Menschen nun mal so sind. Und dann? Blick auf die Liste oben. Strengen Sie sich jetzt für den Rest Ihres Lebens an, weil Sie ahnen, dass es sonst wieder zum selben Ergebnis kommen wird?

Dann frage ich Sie jetzt, in Ihrer jetzigen Beziehung: Warum strengen Sie sich nicht jetzt gleich an, ab sofort?

 

Das beste Selbst 

Seien Sie Ihr bestes, strahlendstes Selbst Ihren Liebsten gegenüber. Und nicht mehr die keifende Furie, der oder die ewig Schweigende, der Motzer, Nörgler, Langeweiler, die kalte Wand.

Es geht nicht darum, sich zu verstellen in der eigenen Familie. Es geht um die beste Version Ihres Selbst. Das sollten Ihnen Ihre Liebsten wirklich wert sein.

Die Alternative ist, dass Sie ein Leben lang in einer unglücklichen Beziehung verharren oder riskieren, eines Tages vor vollendete Tatsachen gestellt und verlassen zu werden.

Es könnte auch sein, dass Sie sich selbst in Zukunft wohler fühlen, mit dieser neu praktizierten besten Version Ihres Ichs. Sie könnten in diese neue Rolle hineinwachsen, in ihr aufgehen, sie lieben, sich selbst viel mehr wertschätzen. Und dafür doppelt und dreifach zurückgeliebt werden. Ihrer Umwelt wird die positive Veränderung nicht entgehen.

Entscheiden Sie sich: Was wollen Sie? Wie und mit wem wollen Sie leben? Und wie möchten Sie sich dabei fühlen?

Alte Muster sind nicht einfach zu durchbrechen, doch am Anfang jeder echten Veränderung steht die klare und feste Entscheidung dafür. Ideal, wenn sich beide Partner dafür bewusst entscheiden. Es hilft dazu oft die magische Frage: Warum seid ihr beide eigentlich noch zusammen?

Was beide sich am meisten wünschen

Zusammenfassend gesagt ist das wichtigste Bedürfnis, das in so gut wie allen gescheiterten oder unglücklichen Beziehungen zu kurz gekommen ist, die sichtbare Wertschätzung für den Partner, die Partnerin. Ihm oder ihr das Gefühl zu geben:

Du bist mir wirklich wichtig. Jeden Tag, in jeder Situation, auch in Auseinandersetzungen und danach. 

Auf dem Weg zum guten Beziehungspartner*in

In der Paartherapie arbeite ich gerne auch mit beiden Partnern alleine. Selbstfürsorge, Selbstempathie und eine gute innere Stimme sind meist die Voraussetzung für ein besseres Miteinander. Manchmal müssen dazu auch wunde Punkte aufgearbeitet werden, die mit der Lebensgeschichte des Einzelnen zu tun haben.

Alle Veränderung beginnt mit (d)einer Entscheidung dafür. Gerne helfe ich bei Veränderungen zum Positiven.

 

>> Kennst du schon den Lichtfinder Lebensfreude Podcast? Hier findest du einige Folgen zum Thema Ärger, nervender Partner und verletzte Herzen. Es gibt ihn auch auf YouTube.

>> Beziehungsprobleme? Konfliktberatung, Konfliktklärung erwünscht? Hier geht es zum kostenfreien Erstgespräch mit Kerstin Bulligan.

Kerstin Bulligan

Kerstin Bulligan

Autorin & Menschlichkeitsexpertin

Kerstin Bulligan ist Coach für friedliche, erfüllte Beziehungen und Lebensfreude. Ihr Lichtfinder Lebensfreude Podcast gehört zu den geschätzten und beliebten Podcasts im Bereich Beziehungen und Persönlichkeitsentwicklung. Der Umgang mit Schwierigkeiten im menschlichen Miteinander und Wege zu Verbindung mit sich selbst und anderen sind Kernthemen.